Wie funktioniert die Strombörse? Stromhandel einfach erklärt

An der Strombörse wird Strom gehandelt – das wirkt sich auf den aktuellen Strompreis aus. Lest hier mehr darüber, was den Strompreis an der Börse beeinflusst und wie genau der Handel abläuft.


Mann schaut sich am Laptop die Strombörse an

Strombörse, Gas- und Strompreise – was hat Strom mit Gas zu tun?

Fossile Energie wird immer teurer. Insbesondere der Gaspreis schießt derzeit in die Höhe. Das wirkt sich auch auf den Strom aus, denn er wird zum Teil in Gaskraftwerken erzeugt. Strom wird an der Strombörse gehandelt. Wie sich das sowohl auf den Preis von konventionellem Strom als auch auf den von Ökostrom auswirkt, erfahrt ihr hier.

Was ist die Strombörse?

Strom wird hauptsächlich auf zwei Wegen gehandelt: mit direkten Verträgen zwischen Verkäufer und Einkäufer (sogenanntes „OTC“ für „Over-the-Counter“) oder an der Strombörse, dem größten Handelsplatz für Energie in Europa. An der European Energy Exchange (EEX), der Strombörse mit Sitz in Deutschland (Leipzig), werden Strom, Gas, Kohle, Öl-Produkte und Emissionsrechte (z. B. CO₂-Zertifikate) gehandelt. Gerade die erneuerbaren Energien werden zum größten Teil über die Strombörse gehandelt.

Mann am PC schaut sich den Terminmarkt an

Am Terminmarkt an der Strombörse findet der langfristige Energiehandel statt: Bis zu sechs Jahre im Voraus können hier die sogenannten „Futures“ gehandelt werden. Es gibt aber auch kurzfristigere Möglichkeiten für den Stromhandel am Terminmarkt – diese haben eine Vorlaufzeit von bis zu fünf Wochen. Außerdem bietet der Terminmarkt für den Strom zwei Profile: eins, um die Grundlast den gesamten Tag über abzudecken, und eins für die Spitzenlast (erhöhter Stromverbrauch zwischen 8 und 20 Uhr).

Frau am Laptop

Zusätzlich gibt es an der Strombörse den Spotmarkt in Paris. Er dient dazu, den restlichen benötigten Strom kurzfristig einzukaufen oder überschüssigen Strom schnell zu verkaufen. Strom am Spotmarkt kann für den Folgetag gehandelt werden (Day-Ahead) oder sogar für den aktuellen Tag (Intraday). Der Day-Ahead-Stromhandel funktioniert über Gebote für den nächsten Tag, im Intraday-Handel kann sogar bis zu fünf Minuten vor Lieferbeginn noch gehandelt werden. Das macht den Spotmarkt unvorhersehbarer als den Terminmarkt.

Wie funktioniert der Handel an der Strombörse?

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Am Strommarkt gibt es eine bestimmte Reihenfolge, die festlegt, wer zuerst Strom verkaufen darf: Wer den niedrigsten Preis an der Strombörse bietet, wird seinen Strom zuerst los. Dank der niedrigen Produktionskosten sind daher die erneuerbaren Energien zuerst dran. Sie reichen meist aber nicht, um den Strombedarf zu decken. So werden nach und nach immer teurere Kraftwerke (die auch andere Energieträger nutzen) zugeschaltet, bis der Bedarf gedeckt ist.  

Der Preis, den das letzte zugeschaltete Kraftwerk für Strom aufruft, wird als Strompreis für diese Viertelstunde festgesetzt. Diesen Preis erhalten zu diesem Zeitpunkt alle einspeisenden Kraftwerke, also auch die mit günstigeren Produktionskosten – sie haben den größten Gewinn. Dieses Vorgehen nennt man das Merit-Order-Prinzip. Die aktuelle Merit Order legt also den Preis an der Strombörse fest. Zu diesem Preis kauft auch LichtBlick Strom ein.

Merit Order
  • Die Abkürzung MWh steht für Megawattstunden. Eine Megawattstunde hat 1.000 Kilowattstunden und damit 1.000.000 Wattstunden. Wattstunden ist die Einheit, in der Energieerzeugung und -verbrauch gemessen werden.

  • Die oben beschriebene Einsatzreihenfolge der Kraftwerke (Merit Order), die den Strompreis bestimmt, führt dazu, dass die günstigen erneuerbaren Energien teurere Kraftwerke auf dem Strommarkt verdrängen. Konventionelle Kraftwerke gleichen somit lediglich die Restlast – also den verbleibenden Strombedarf – aus.

  • Ist entschieden, welches Kraftwerk als letztes benötigt wird, um den Strombedarf zu decken, wird dadurch der Strompreis festgelegt. Dieser heißt Market-Clearing-Preis und gilt für alle einspeisenden Kraftwerke.

Warum hängt der EEX-Strompreis mit dem Gaspreis zusammen?

Grundsätzlich ist das Merit-Order-Prinzip dazu da, den Strompreis zu regulieren und niedrig zu halten. Aktuell ist das letzte zugeschaltete Kraftwerk allerdings oft ein Gaskraftwerk. Aufgrund der sehr hohen Gaspreise fallen dann auch die Strompreise insgesamt hoch aus.

Warum wird Ökostrom teurer, obwohl die Erzeugung so günstig ist?

Der Strompreis an der Börse ist für erneuerbare Energien am günstigsten. Trotzdem wird aufgrund des Merit-Order-Prinzips der Preis durch andere Kraftwerke bestimmt – das können auch Kraftwerke sein, die Strom aus fossilen Energieträgern wie Öl oder Gas gewinnen. Diese Preise gelten an der Strombörse dann für alle einspeisenden Kraftwerke, also auch für Ökostrom.  

Außerdem fließt in allen Leitungen derselbe Strom – ob aus erneuerbaren Quellen erzeugt oder nicht. Wenn mehr Ökostromkund*innen hinzukommen, erhöht sich immerhin der Anteil an Ökostrom im Netz. Aber wie können Anbieter dann garantieren, dass sie tatsächlich Ökostrom bereitstellen? Energie kann schließlich nicht in Boxen verpackt, beschriftet und separat ausgeliefert werden.

Hier kommen Ökostrom-Zertifikate, sogenannte Herkunftsnachweise, ins Spiel. Ein elektronischer Mechanismus stellt sicher, dass jede eingespeiste Megawattstunde Ökostrom registriert wird – inklusive Informationen unter anderem über den Ort und die Zeit der Erzeugung sowie die Art der Anlage, mit der der Strom produziert wurde. So lässt sich Ökostrom belegen. ÖkoStrom von LichtBlick ist zu 100 % mit Herkunftsnachweisen zertifiziert. LichtBlick arbeitet außerdem immer weiter daran, noch mehr klimaneutrale Energie bereitzustellen – ein wichtiger Beitrag zur Energiewende.

Tipp: Wenn ihr LichtBlickende werdet und ÖkoStrom bezieht, fördert auch ihr den (Weiter-)Betrieb von Windrädern und Solarparks außerhalb des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG).

steigerung beschaffungskosten strom und gas

Aktuelle Strompreise und die Entwicklung an der Strombörse

Seit etwa 15 Jahren sind die Kosten für Energiebeschaffung relativ stabil. Doch seit 2021 steigen die Energiepreise kontinuierlich. Anhand der folgenden Grafik könnt ihr die Entwicklung der Strompreise gut nachvollziehen. Hier erkennt ihr auch: Wenn LichtBlick derzeit Strom für 2023 einkauft, kostet dieser etwa viermal so viel wie noch vor einem Jahr.

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FAQ

Häufig gestellte Fragen rund um die Strombörse

  • Um an der Strombörse handeln zu dürfen, muss ein Unternehmen mehrere Voraussetzungen erfüllen: Es braucht eine Zulassung zur Börse und zum European Commodity Clearing (ECC). Außerdem muss eine für den Energiehandel ausgebildete Fachkraft im Unternehmen tätig sein. Lohnenswert ist der Stromhandel auf diese Art allerdings erst für relativ große Unternehmen. Kleinere Unternehmen können mithilfe spezialisierter Broker*innen an der Strombörse handeln.

  • Die Strombörse erzeugt, kauft oder verkauft keinen Strom, sondern bietet eine Plattform für den Stromhandel an. Auf dieser Plattform handeln zum Beispiel Energieversorger, Stadtwerke, Industrieunternehmen, Banken und Broker*innen.

  • Die Strombörse EEX mit Sitz in Leipzig ist eine öffentlich-rechtliche Institution unter einem privatrechtlichen Träger. Sie ist eine Aktiengesellschaft und Teil der EEX Group.

  • Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen – insbesondere Wind und Sonne – kann stark schwanken. An sehr windigen und sonnigen Tagen steht bisweilen mehr Strom zur Verfügung, als benötigt wird. Dann wird der Strom mitunter sogar günstiger verkauft, als er produziert wurde, denn abgenommen werden muss er trotzdem. So kommen dann auch negative Strompreise zustande.