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Negative Strompreise: Wenn der Preis für Strom unter null fällt

Dass der Strompreis an der Börse in den Minusbereich rutschen kann, davon habt ihr bestimmt schon gehört. Doch was bedeuten negative Strompreise für Stromerzeuger*innen und -abnehmer*innen? Wie entstehen sie und wie könnt ihr als Privatpersonen Negativpreise für Strom nutzen? Die Antworten findet ihr hier.


Mann von hinten am Tablet

Was sind negative Strompreise?

Zu negativen Preisen kommt es an der Strombörse dann, wenn das Stromangebot im Netz höher ist als die Nachfrage nach Strom. Infolgedessen sinken die Preise, zeitweise können sie sogar in den Minusbereich rutschen. Stromproduzent*innen erhalten in diesem Fall keinen Erlös für ihre erzeugte Energie. Stattdessen müssen sie Geld dafür bezahlen, dass dieser abgenommen wird. Für euch als private Stromproduzent*innen mit typischer EEG-Vergütung entstehen jedoch durch negative Strompreise während der 20-jährigen Förderdauer in der Regel keine zusätzlichen Kosten – ihr seid von Zahlungen an den Netzbetreiber ausgenommen. Erst nach Ablauf der Förderung oder bei bestimmten Vermarktungsformen (z. B. bei größeren Anlagen oder Direktvermarktung) betrifft die Regelung der negativen Strompreise auch private Betreiber*innen.“ 

Negative Strompreise sind damit Teil des normalen Marktgeschehens an der Strombörse – ein Marktplatz, an dem Strom für verschiedene Zeiträume gehandelt wird. Die Minus-Preise treten im kurzfristigen Stromgroßhandel am Spotmarkt auf, wenn die Lieferung des Stroms am Folgetag (Day-Ahead-Handel) oder noch am selben Tag (Intraday-Handel) erfolgen soll. 

Negativpreise für Strom sollen dabei helfen, die Stromnetze zu stabilisieren – etwa, indem sie dazu anregen, den Strom zu verbrauchen oder die Erzeugung anzupassen. Dieses Phänomen ist kein rein deutsches, sondern tritt auch in Ländern wie Österreich, Frankreich, Schweden und Großbritannien auf. Dieses Phänomen ist kein rein deutsches, sondern tritt auch in Ländern wie Österreich, Frankreich, Schweden und Großbritannien auf.

Tipp:

Ihr wollt genau wissen, wie sich die Preise an der Strombörse bilden? Ausführliche Infos findet ihr im Ratgeber.Strombörse: So funktioniert der Stromhandel

Wie entstehen negative Strompreise?

Negative Strompreise entstehen im Zusammenspiel verschiedener Faktoren: 

Warum drosseln nicht alle Kraftwerke ihre Einspeisung bei negativen Strompreisen?

Viele Kraftwerke können die Stromproduktion bei negativen Strompreisen nicht kurzfristig herunterfahren. Grund dafür sind technische Beschränkungen, rechtliche Vorgaben oder vertragliche Bindungen. So sind beispielsweise große Kohlekraftwerke auf einen gleichmäßigen Betrieb ausgelegt. Ein ständiges An- und Abschalten könnte zu Sicherheitsproblemen und zu einem höheren Verschleiß führen. Ein Teil der konventionellen Anlagen muss zudem eine Mindesterzeugung einhalten. Auf diese Weise gleichen die Anlagen Schwankungen im Stromnetz aus und stellen die Stromversorgung sicher. In manchen Fällen tragen auch Verträge mit Mindestliefermengen zur Aufrechterhaltung der Einspeiseleistung bei. Nicht zuletzt spielen auch Grünstromzertifikate oder Herkunftsnachweise eine Rolle: Betreiber*innen erhalten diese nur für tatsächlich eingespeisten Strom. Dadurch kann es wirtschaftlich attraktiver sein, die Erzeugung trotz negativer Preise fortzusetzen, um die Zertifikate zu sichern oder bestehende Lieferverpflichtungen im Grünstromhandel zu erfüllen.

Wann und wie oft treten Negativpreise typischerweise auf?

Zu negativen Preisen an der Strombörse kommt es vor allem dann, wenn viel Strom aus erneuerbaren Energien in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Die meisten Stunden mit Negativpreisen für Strom finden sich in den sonnenreichen Monaten von April bis September.

Grafik Entwicklung negative Strompreise in Stunden

Seit wann gibt es negative Strompreise?

Negative Preise sind seit 2008 am Spotmarkt der Strombörse EEX zugelassen. Sie sollen konventionelle Kraftwerke dazu anregen, ihre Stromproduktion flexibler zu gestalten. Gleichzeitig schaffen sie Anreize, auch die Stromnachfrage stärker zu flexibilisieren und den Ausbau von Speichern voranzutreiben. Diese können von Preisschwankungen profitieren, indem sie Strom aufnehmen, wenn er günstig oder negativ bewertet ist, und ihn wieder abgeben, wenn die Preise steigen – sie verdienen also doppelt. Diese Flexibilität ist wichtig, da grüner Strom in Deutschland Vorrang hat: Die Strommenge, die erzeugt wird, darf auch eingespeist werden. Damit das Stromnetz stabil bleibt, muss jedoch ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herrschen.  

Seit der Einführung fallen die Preise für Strom immer häufiger unter die Null-Euro-Marke. Im Jahr 2024 gab es insgesamt 457 Stunden mit negativen Strompreisen. Im ersten Halbjahr 2025 waren es bereits 389 Stunden (Stand: August 2025)¹ – das ist ein Anstieg von rund 80 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Eine Ursache dafür liegt im fortschreitenden Ausbau erneuerbarer Energien, aber auch die fehlende Flexibilität im Energiesystem spielt eine Rolle. 

Wie sieht die Prognose aus? Auf lange Sicht dürfte die Zahl der Stunden mit negativen Strompreisen wieder sinken. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen wurde die EEG-Förderung für erneuerbare-Energien-Anlagen (EE-Anlagen) angepasst: Wenn der Strompreis ins Negative fällt, erhalten Betreiber*innen keine Vergütung mehr. Es lohnt sich für sie also eher, ihre Anlagen vorübergehend abzuschalten oder Strom in Speichern zwischenzulagern. Zum anderen wächst derzeit der Ausbau von Speichern stark, was die Nachfrage in Zeiten von Stromüberschuss erhöht und die Preise stabilisiert. Außerdem werden in den kommenden Jahren viele konventionelle Kraftwerke vom Netz gehen, die ihre Produktion nicht flexibel anpassen können. 

Hintergrund: gesetzliche Regelungen zur Nullvergütung 

Nach dem Solarspitzengesetz, das im Februar 2025 in Kraft trat, gibt es für neue Photovoltaikanlagen ab 2 Kilowatt Peak Leistung bei negativen Strompreisen keine Einspeisevergütung mehr, wenn sie bei Negativpreisen ins Netz einspeisen. Für Anlagen zwischen 2 und 100 Kilowatt Peak gilt diese Regelung nur bei Installation eines intelligenten Messsystems (Smart Meter). Ohne Smart Meter dürfen neue Anlagen unter 100 Kilowatt Peak nur maximal 60 Prozent ihrer Nennleistung einspeisen. Die Zeiträume, für die keine Einspeisevergütung gezahlt wird, werden an das Ende der 20-jährigen Förderlaufzeit angehängt, um wirtschaftliche Nachteile auszugleichen.  

Für größere EE-Anlagen mit Direktvermarktungspflicht sind negative Strompreise nach § 51 des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) schon seit Längerem relevant. 2014 führte der Gesetzgeber die 6-Stunden-Regel ein. Sie besagt, dass die Marktprämie für betroffene Anlagen rückwirkend ab der ersten Stunde entfällt, wenn der Strompreis mehr als sechs aufeinanderfolgenden Stunden unter der Null-Euro-Grenze liegt. Seither hat er die Regelung mehrfach verschärft: Das EEG 2021 senkte die Schwelle auf vier Stunden, und das EEG 2023 reduzierte die erforderliche Dauer negativer Strompreise gestaffelt.

Wer profitiert von negativen Strompreisen?

Von negativen Strompreisen profitieren vor allem Unternehmen, die ihren Strom direkt an der Börse kaufen und flexibel auf Preisschwankungen reagieren können. Das funktioniert beispielsweise, indem sie ihre Produktion oder das Laden ihres E-Auto-Fuhrparks in Phasen mit Negativpreisen verlegen (Lastmanagement), oder den Strom in einem Speicher zwischenspeichern, um ihn später zu verkaufen oder selbst zu nutzen., um ihn später zu verkaufen oder selbst zu nutzen. 

Damit ihr als Privatperson negative Strompreise nutzen könnt, benötigt ihr einen dynamischen Stromtarif und einen Smart Meter. Im Gegensatz zu klassischen Tarifen ist der Arbeitspreis bei dynamischen Tarifmodellen direkt an den kurzfristigen Börsenstrompreis gekoppelt. Schaltet ihr eure großen Verbraucher wie Wasch- oder Spülmaschine gezielt in Zeiten negativer Strompreise an, könnt ihr eure Stromkosten deutlich senken. Unter Umständen bekommt ihr sogar Geld für euren Stromverbrauch. Dafür muss der Börsenpreis jedoch stark genug im Minusbereich liegen. Er muss die fixen Kosten pro Kilowattstunde – also Netzgebühren, Steuern und Abgaben – vollständig ausgleichen.²

Tipp:

Wie sich der Strompreis zusammensetzt, erfahrt ihr in unserem Ratgeber.Arbeits- und Grundpreis beim Strom

Negative Strompreise nutzen: Beispiele aus der Praxis

Mit einem dynamischen Stromtarif und einem Smart Meter könnt ihr direkt von negativen Börsenstrompreisen profitieren. Der Schlüssel dazu liegt in der Anpassung eures Verbrauchsverhaltens. Wie es geht, zeigen diese Beispiele:

Frau lädt entspannt ihr E-Auto an einer Wallbox

Elektroauto nachts laden – und sparen

Zwischen 0 und 5 Uhr sind die Preise an der Strombörse meist günstiger, zeitweise können sie auch in den Minusbereich fallen. Ladet ihr euer Elektroauto zielgerichtet in diesem Zeitraum, dann spart ihr also bares Geld. Dabei hilft eine intelligente Wallbox, die günstige Preise erkennt und den Ladevorgang automatisch startet. Am Morgen ist euer Fahrzeug dann bereit für die Fahrt zur Arbeit.
Waermepumpe im Vorgarten

Wärmepumpe und Wärmespeicher gezielt betreiben

Eure Wärmepumpe könnt ihr gezielt dann betreiben, wenn die Preise an der Strombörse sinken. Das ist beispielsweise mittags der Fall. Ihr seid zu dieser Zeit nicht zu Hause? Kein Problem, die Wärmepumpe speist tagsüber vorrangig euren Wärmespeicher. Am Abend, wenn die Strompreise wieder steigen, ruft ihr die gespeicherte Wärme ab.
Handy im Hintergrund Waschkueche

Haushaltsgeräte bei negativen Strompreisen starten

Auf Waschen, Trocknen und Spülen entfallen rund 22 Prozent des gesamten Stromverbrauchs eines Haushalts.³ Hier liegt ein großes Einsparpotenzial. Dieses lässt sich ausschöpfen, indem ihr Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler und Co. in Niedrig- und Negativpreisen startet – beispielsweise über Zeitschaltuhren. Noch bequemer ist die Einbindung in ein Energiemanagementsystem, sofern eure Geräte diese Einbindung unterstützen.

Fazit: Negativpreise setzen Impulse für Veränderungen

Die Zunahme von Stunden mit negativen Strompreisen zeigt ein Ungleichgewicht im Marktdesign: Es fehlt an Flexibilität, an Speichermöglichkeiten sowie an einer Digitalisierung, die den Verbrauch intelligent steuern kann, um erneuerbare Überschüsse effizient zu nutzen.. 

Gleichzeitig sind Negativpreise auch ein positives Zeichen. Sie machen deutlich, dass erneuerbare Energien günstigen Strom erzeugen können und dass sie den Strombedarf zeitweise sogar übertreffen. Das schafft Anreize für den Ausbau von Speichertechnologien und die Umgestaltung der Netzinfrastruktur. Nicht zuletzt bieten negative Strompreise hohe Einsparpotenziale für Unternehmen und Privathaushalte – insbesondere für diejenigen, die dynamische Stromtarife nutzen und ihren Stromverbrauch in Niedrig- oder Negativpreisphasen verlegen können.

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1

Quelle: carmen-ev.de

2

Quelle: finanztip