Heizkurve einstellen: So optimiert ihr eure Heizkosten
Wusstet ihr schon, dass moderne Heizungsanlagen ihre Leistung automatisch an die Außentemperatur anpassen können? Das Programm dafür liefert die Heizkurve. Sie sorgt dafür, das weder zu viel noch zu wenig geheizt wird. Was die Heizkurve genau aussagt und wie ihr sie richtig einstellt, erfahrt ihr hier.

- Heizkurve einstellen: Das Wichtigste in Kürze
- Was ist eine Heizkurve – und warum ist sie wichtig?
- Die verschiedenen Parameter der Heizkurve
- Was versteht man unter Heizgrenztemperatur?
- Höhe und Neigung der Heizkurve
- So stellt ihr die Heizkurve richtig ein
- Die optimale Heizkurve für Altbau, Neubau & Co.
- Finanzielle Vorteile: Eine ideale Heizkurve spart Heizkosten
- Ökologische Vorteile: Energie sparen und Klima schützen
- Das Zusammenspiel zwischen Heizkurve und Außentemperatur
- Fehlerquellen: Diese Probleme treten bei falscher Einstellung auf
- Fußbodenheizung: Spezielle Tipps zur Heizkurve
- Ihr habt noch Fragen zur Heizkurve?
Heizkurve einstellen: Das Wichtigste in Kürze
Was ist die Heizkurve? Die Heizkurve ist ein entscheidender Steuerungsmechanismus für einen effizienten und bedarfsgerechten Betrieb einer witterungsgeführten Heizung.
Welche Rolle spielt die Heizkurve? Die Heizkurve passt die Vorlauftemperatur des Heizsystems in Abhängigkeit von der aktuellen Außentemperatur an. Die Temperaturanpassung beeinflusst anschließend die tatsächlich abgegebene Heizleistung. Im Winter erhöht die Heizkurve die Vorlauftemperatur, um den höheren Wärmebedarf zu decken. In der Übergangszeit wird die Vorlauftemperatur dagegen abgesenkt.
Was sind die Vorteile einer idealen Heizkurve? Durch eine richtig eingestellte Heizkurve muss der Wärmeerzeuger weniger arbeiten. Das verlängert nicht nur die Lebensdauer, sondern spart auch Energie und Kosten. Zudem wird der Wohnkomfort erhöht.
Wie wird die Heizkurve eingestellt? Die Heizkurve wird anhand verschiedener Parameter angepasst. Dazu gehören die Höhe und die Neigung der Kurve sowie bestimmte Absenkzeiten. Wichtig ist zudem die Heizgrenztemperatur. Sie legt fest, ab welcher Außentemperatur die Heizung anspringt.
Wie findet man die optimale Einstellung? Das Anpassen der Heizkurve erfolgt nach dem Trial-and-Error-Prinzip. Durch Austesten verschiedener Werte tastet ihr euch schrittweise an die richtigen Einstellungen heran. Nehmt euch dafür mehrere Tage Zeit.
Was ist eine Heizkurve – und warum ist sie wichtig?
Bei der Heizkurve, auch Heizkennlinie genannt, handelt es sich um die grafische Darstellung einer mathematischen Formel, die jeder Außentemperatur eine bestimmte Vorlauftemperatur (Temperatur des Heizwassers) zuweist. Sie wird an einer witterungsgeführten Heizung eingestellt und liefert quasi das Heizprogramm für die kühle Jahreszeit. Eine optimal eingestellte Heizkurve ermöglicht ein bedarfsgerechtes Heizen bei jeder Witterung: Ist es draußen kalt, erzeugt die Heizung viel Wärme, bei milden Temperaturen drosselt sie dagegen automatisch ihre Leistung. Das erhöht nicht nur den Wohnkomfort im Haus, sondern auch die Energieeffizienz.
Die verschiedenen Parameter der Heizkurve
Die Heizkurve wird in Form eines Diagramms mit zwei Achsen dargestellt. Die vertikale Achse (y-Achse) steht für die Vorlauftemperatur in Grad Celsius, die horizontale Achse (x-Achse) für die Außentemperatur. Der Verlauf ist leicht gekrümmt, da er vom Zusammenspiel verschiedener Faktoren beeinflusst wird. Generell gilt: Je niedriger die Außentemperatur, desto höher die Vorlauftemperatur. Eingestellt wird die Heizkurve an der Heizungsregelung. Folgende Parameter lassen sich dabei anpassen:Heizgrenztemperatur
Neigung der Heizkurve
Höhe der Heizkurve
bestimmte Absenkzeiten (z. B. Nachtabsenkung)
Was versteht man unter Heizgrenztemperatur?
Die Heizgrenztemperatur ist die Außentemperatur, bei der die Heizung abschaltet. Ab dieser Temperatur reichen die im Gebäude gespeicherte Wärme, die Sonneneinstrahlung und die Abwärme von elektrischen Geräten, um die gewünschte Innentemperatur aufrechtzuerhalten.
Die Heizgrenztemperatur hängt von der energetischen Qualität der Gebäudehülle ab: Je besser das Haus gedämmt ist, desto weniger Wärme geht nach außen verloren. Bei älteren, ungedämmten Gebäuden liegt die Heizgrenze bei etwa 15 °C¹. In Neubauten oder energetisch sanierten Gebäuden kann sie auch niedriger eingestellt werden. Wichtig: Die Räume sollten in der Übergangszeit nicht abkühlen.
Neigung und Höhe der Heizkurve
Die Neigung bzw. Steilheit der Heizkurve bestimmt darüber, wie stark die Vorlauftemperatur steigen oder sinken muss, wenn sich die Außentemperatur verändert. Sie wird beeinflusst vom Wärmeverteilsystem und vom Wärmebedarf des Gebäudes. In einem ungedämmten Altbau ist die Heizkurve steiler als bei einem gut isolierten Neubau. Heißt: Die Vorlauftemperatur muss schnell ansteigen, wenn es draußen kälter wird. Dadurch verbraucht die Heizung mehr Energie.
Über die Höhe bzw. das Niveau der Heizkurve lässt sich die Leistung der Heizung anpassen. Durch Parallelverschiebung könnt ihr die Vorlauftemperatur gleichmäßig anheben oder absenken. Das Verhältnis zur Außentemperatur wird dabei nicht beeinflusst. Wenn ihr die Kurve nach oben oder nach unten verschiebt, dann ändert sich die Vorlauftemperatur an jedem Punkt um die gleiche Gradzahl. Die Parallelverschiebung wird auch zur Ermittlung der Vorlauftemperaturen bei bestimmten Absenkzeiten genutzt.
So stellt ihr die Heizkurve richtig ein
Bei einer neuen Heizung übernimmt für gewöhnlich der Installationsbetrieb die Justierung der Heizkurve. Oft wird sie etwas höher als notwendig eingestellt, damit ihr im Winter nicht friert. In diesem Fall lohnt es sich, nachzujustieren. Auch bei Änderungen eurer Heizgewohnheiten oder der Gebäudespezifika ist eine Anpassung der Heizkurve ratsam. Dies gilt beispielsweise nach der Dämmung von Dach und Außenwänden, dem Einbau neuer Türen und Fenster oder dem Austausch von Heizkörpern.
Ziel ist es, die Heizkurve so flach und so niedrig wie möglich zu halten, sodass die gewünschten Raumtemperaturen gerade noch erreicht werden. Am besten tastet ihr euch langsam an das beste Ergebnis heran, indem ihr verschiedene Werte ausprobiert. Es empfiehlt sich, ein Protokoll zu führen. Haltet darin am besten die Vorlauftemperatur, die Außentemperatur und euer Wärmeempfinden, also ob es zu warm, zu kalt oder genau richtig ist, fest.
So geht ihr Schritt für Schritt vor:
Raum auswählen: Wählt zum Testen einen Raum, in dem es überwiegend kühl ist. Hier lassen sich die Veränderungen gut beobachten.
Thermostate einstellen: Dreht die Thermostate voll auf. Während der Messung solltet ihr die Einstellungen nicht mehr ändern, da das die Messergebnisse verfälschen würde.
Neigung der Heizkurve anpassen: Das Einstellen der Heizkurve ist nicht bei jeder Witterungslage möglich: Zum Einstellen der Neigung oder auch Steilheit der Heizkurve sollte die Außentemperatur unter 0°C liegen.
Geht schrittweise vor und ändert die Parameter um maximal 10 Prozent.
Temperaturen überprüfen: Jede Änderung sollte ein bis zwei Tage beibehalten werden, sodass ihr den Effekt beurteilen könnt.
Höhe der Heizkurve verschieben: Den Vorgang wiederholt ihr nun mit der Höhe der Heizkurve. Für die Parallelverschiebung sollten die Außentemperaturen bei über 5 °C liegen.
Beachtet: Die Vorlauftemperatur sollten weder über- noch unterdimensioniert werden. Stellt ihr die Temperatur zu hoch ein, benötigt die Heizung zu viel Energie. Ist die Vorlauftemperatur zu niedrig, dann wird es im Winter nicht ausreichend warm. Im Zweifel hilft euch eine Fachfirma dabei, die optimale Einstellung zu finden.
Die optimale Heizkurve für Altbau, Neubau & Co.
Da jedes Gebäude andere Voraussetzungen mitbringt, gibt es keine allgemeingültigen Einstellungen für die Heizkurve. Folgende Richtwerte geben eine grobe Orientierung²:
Gebäudespezifika | Neigung der Heizkurve |
---|---|
Gut gedämmtes Haus mit Wärmepumpe | 0,12–0,16 |
Gut gedämmtes Haus mit Fußbodenheizung | 0,3–0,5 |
Gut gedämmtes Haus mit Heizkörpern | 1,0–1,2 |
Freistehender Altbau mit Heizkörpern | 1,4–1,6 |
Finanzielle Vorteile: Eine ideale Heizkurve spart Heizkosten
Ist die Heizkurve optimal eingestellt, muss die Heizung weniger Energie in Form von Strom oder Brennstoff aufbringen. Das senkt langfristig eure Heizkosten. Wie viel Energie und Kosten ihr mit einer idealen Heizkurve sparen könnt, hängt unter anderem von der vorherigen Konfiguration ab.
Dazu ein Beispiel:
In einem sanierten Altbau mit modernen Plattenheizkörpern ist die Heizkurve auf eine Neigung von 1,2 eingestellt. Die Heizung erzeugt bei einer Außentemperatur von -5 °C eine Vorlauftemperatur von 57 °C. Die Bewohner*innen sind zufrieden, denn im Winter wird es in den Räumen wohlig warm. Dass die Heizung deutlich zu früh anspringt und die Vorlauftemperaturen zu hoch sind, bemerken sie nicht: Bei Erreichen der gewünschten Raumtemperatur riegeln die Raumthermostate die Wärmezufuhr ab. Der Raum wird dann nicht mehr durch den Heizkörper erwärmt. Die Heizung liefert aber trotzdem weiterhin Energie, die ungenutzt im Heizkreislauf „verpufft“.
Nach der Optimierung der Heizkurve beträgt die Neigung 1,0. Bei Temperaturen von -5 °C stellt die Heizung nun eine Vorlauftemperatur von 52 °C bereit. Das reicht aus, um die Räume angenehm zu temperieren. Auf diese Weise lassen sich an frostigen Tagen knapp 9 Prozent an Energie sparen. Positiver Nebeneffekt: Mit der richtigen Einstellung der Heizkurve muss der Wärmeerzeuger nicht mehr so oft takten, also ein- und ausschalten. Dadurch verlängert sich seine Lebensdauer.
Bevor ihr die Heizkurve einstellt, lohnt sich ein hydraulischer Abgleich durch einen Fachbetrieb. Dieser sorgt dafür, dass alle Heizkörper gleichmäßig mit warmem Wasser versorgt werden. Das reduziert Druckverluste im Rohrnetz und spart zusätzlich Kosten. Meist lässt sich dabei die Vorlauftemperatur absenken.
Ökologische Vorteile: Energie sparen und Klima schützen
Mit der richtigen Einstellung der Heizkurve spart ihr nicht nur bares Geld, sondern benötigt auch weniger Strom oder Gas und tut der Umwelt etwas Gutes.
Das Zusammenspiel zwischen Heizkurve und Außentemperatur
Ihr fragt euch, woher die Heizung weiß, wie warm oder wie kalt es draußen ist? Moderne Anlagen verfügen über einen temperaturempfindlichen Sensor, der die Temperatur der Außenluft konstant misst und die Daten an die Steuerungseinheit der Heizanlage sendet. Dort werden sie mit dem Soll-Wert der Heizkurve abgeglichen. Die gemessene Außentemperatur entscheidet darüber, welche Vorlauftemperaturen die Heizung erzeugt.
Damit der Außentemperaturfühler möglichst genaue Daten liefert, solltet ihr ihn an der Nordseite eures Hauses installieren. So vermeidet ihr, dass die Messung durch eine starke Sonneneinstrahlung verfälscht wird. Lässt sich das nicht realisieren, könnt ihr ihn auch an der Ost- oder der Westseite anbringen. In diesem Fall ist eine Verschattung durch eine Abdeckung sinnvoll. Achtet zusätzlich darauf, dass die Außenluft frei um den Sensor strömen kann – der Sonnenschutz darf ihn nicht komplett umschließen.
Montiert den Außentemperaturfühler nicht in der Nähe von Wärmequellen wie Abluftöffnungen, Schornsteinen, Fenstern und Türen. Auch eine Platzierung in Nischen, unter Dächern und Vordächern oder auf dem Balkon kann zu falschen Messwerten führen. Wählt die Montagehöhe so, dass die Situation aller Etagen erfasst werden kann. Meist wird eine Position auf halber Höher der Gebäudehülle empfohlen.
Eine ungünstige Position des Außentemperaturfühlers lässt sich mit weiteren Sensoren, beispielsweise Wind- und Solarfühlern ausgleichen. Diese liefern zusätzliche Daten und passen so die Heizleistung optimal an die Witterungsbedingungen an.
Fehlerquellen: Diese Probleme treten bei falscher Einstellung auf
Eine falsch eingestellte Heizkurve kann zu kalten Räumen, einer Überhitzung oder zu unnötig hohen Energiekosten führen:
Zu steile Heizkurve
Problem: Die Vorlauftemperatur steigt zu schnell an. Während die Räume in der Übergangszeit noch angenehm temperiert sind, droht eine Überhitzung bei niedrigen Außentemperaturen.
Zu flache Heizkurve
Problem: Die Vorlauftemperatur steigt nicht ausreichend an. Dadurch kann die gewünschte Raumtemperatur nicht aufrechterhalten werden. Es ist zu kalt, vor allem bei niedrigen Außentemperaturen.
Zu hohe Heizkurve
Problem: Die Vorlauftemperatur ist höher als notwendig, um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen. Dadurch wird unnötig viel Energie verbraucht, was sich in überhöhten Heizkosten widerspiegelt.
Fußbodenheizung: Spezielle Tipps zur Heizkurve
Durch ihre große Fläche geben Fußbodenheizungen mehr Wärme ab als herkömmliche Heizkörper. Deshalb reichen bereits niedrige Vorlauftemperaturen aus, um die Räume zu temperieren. Üblicherweise liegen die Werte zwischen 25 und 60 °C. In einem gut gedämmten Gebäude kann die Vorlauftemperatur auf 25 bis 35 °C eingestellt werden.³
Bei einer Fußbodenheizung verläuft die Heizkurve generell etwas flacher als bei Heizkörpern. Die Neigung beträgt meist zwischen 0,3 und 0,5. Besonders effizient und kostensparend sind Fußbodenheizungen in Kombination mit einer Wärmepumpe.
